Festung Ziegenhain Übersicht

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Das SchlossDas Schloss zu Ziegenhain

1537 bis 1546 wurden unter Landgraf Philipp dem Großmütigen von Hessen die mittelalterliche Burg und Stadt nach Plänen des Festungsbaumeisters Hans Jakob von Ettlingen und des Baumeisters Balthasar von Germersheim zu einer strategischen Wasserfestung ausgebaut. Ein sechs Meter hoher Erdwall mit erhöhten Rondellen an den vier Ecken umgab nunmehr Schloss und Stadt. Diese wurden durch das 65 Meter breite, leicht abfallende Glacis getrennt. Hiermit wurde die Möglichkeit geschaffen, das umliegende Gelände mit dem Wasser der Schwalm zu fluten. Die Festung besaß nur einen einzigen Zugang über eine hölzerne Zugbrücke. In der Festungsanlage entstanden neben den Kasematten im Wall das Zeughaus, zwei Fruchthäuser, ein Brauhaus, das Archiv, Kasernen und eine Rossmühle. 1537 wurde Heinz von Lüder erster Kommandant der Festung. Erwähnt wird 1545 ein schweres Geschütz, genannt „Der Mutz“, eine Scharfmetze.


Der Fürstensaal des Schlosses

1539 wurde im Fürstensaal des Schlosses Ziegenhain die „Ziegenhainer Kirchenzuchtordnung“ beschlossen. Auf Einladung des Landgrafen Philipp des Großmütigen trafen sich hier hessische Theologen und die Reformatoren Adam Krafft und Martin Bucer und beschlossen unter dem Einfluss von Philipp Melanchthon, dass Kirchenälteste Mitverantwortung übernehmen, Jugendliche in christlicher Lehre mit abschliessender Konfirmation in die christliche Gemeinde aufgenommen werden und Andersdenkende nicht verfolgt werden sollen. Gastfreundschaft und Bürgerdienste standen sowohl jüdischen wie auch konfessionslosen Bürgern zu. Damit wurde die Grundlage der evangelisch-lutherischen Kirche in Hessen geschaffen. Diese revolutionäre Verordnung verbreitete sich über Waldeck, Wittgenstein, Frankfurt und Göttingen sehr schnell an weitere Orte und wurden in die Kirchenfassungen vieler evangelischer Kirchen übernommen.


1542 erließ Landgraf Philipp den Burgfrieden für die Festung Ziegenhain. In seinem neu gefassten Testament vom 6. Oktober 1545 bestimmte er daraufhin seinen Söhnen Heinzen von Luther (Heinz von Lüder) sollen sie zu Ziegenhain vor einen Hauptmann pleiben lassen …. Im Schmalkaldischen Krieg 1546-1547 und während der fünfjährigen Gefangenschaft des Landgrafen 1547-1552 befehligte Heinz von Lüder die Festung, die als einzige der vier landgräflichen Festungen auf Befehl des Kaisers Karl V. nicht geschleift zu werden brauchte. (Kassel, Gießen und die Festung Rüsselsheim hingegen wurden geschleift.)


Aus dem Schloss wird eine Strafanstalt.

Nachdem die Garnison aufgelöst worden war, versuchte die Stadt durch Eingaben an den Kurfürsten und an die Ständeregierung in Kassel eine durch den Verlust der Garnison entstandene Schädigung zu verhindern und eine anderweitige Verwendung des Gebäudes zu erreichen.

Schon zuvor waren in den einzelnen Gebäuden der Festung „Stockhausgefangene“ untergebracht und im vierten Stock des alten Wohnturm des Grafen hatte sich das Staatsgefängnis befunden. So entstand dann 1842, da die Einrichtung einer Haftanstalt nahe lag, im Landgrafenschloss ein Zwangsarbeiterhaus.


Ausser, dass das Gebäude mit einer fünf Meter hohen Mauer umgeben wurde, blieben die Gebäude zunächst in der alten Form erhalten. Im Eckbau und im Gouverneursflügel, auch Nordflügel genannt, waren Schlafsäle und Zellen. Im Fürstenflügel entstand in den Gemächern des ersten Stock das Krankenrevier. Darüber, im Fürstensaal, wurde ein Gottesdienstraum, der sogar noch mit schönen Holzschnitzereien ausgestattet war, eingerichtet. Im Pferdestall, gegenüber dem Fürstenflügel, war eine Weberei untergebracht. Um 1880 wurde jedoch der untere Teil des Stalles zum Zellenflügel umgebaut. Während die Verwaltung im Marstall, zwischen Fürstenflügel und Gouverneursflügel lag, waren im Gouverneursflügel selbst die Wohnungen des Anstaltsleiters und 3 weiterer Beamter.