Festung Ziegenhain Übersicht

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SchlosskircheDie Schlosskirche zu Ziegenhain

Die Stadtkirche wurde 1665-67, an Stelle einer gotischen Kirche, als evangelische Predigtkirche erbaut. Sie war Garnisons-, Bürger- und Grabeskirche für Gouverneure und Festungskommandanten. Heinrich von Gohr wurde 1784 hier als letzter bestattet. Sein Epitaph mit weinendem Engel ist links neben dem Eingang in der Kirche aufgestellt. Er war Stifter der Orgel, die von Meister Andreas Heinemann 1769-71 gebaut wurde.

An der dem Paradeplatz zugewandten Seite der Kirche sind Schlusssteine aus der gotischen Vorgängerkirche in das Mauerwerk eingelassen (Christuskopf, Osterlamm mit Siegesfahne, Scheibenkreuzgrabstein von 1150-1250, Ziegenhainer Wappenstern). Beachtenswert ist auch das schöne Renaissance-Portal.


… „Mit Erlaubnis des Abts zu Hersfeld, als Oberlehnsherr, und des Erzbischofs zu Mainz hatten die Grafen von Ziegenhain aus ihrem Besitztum eine Pfarrei für dieselbe dotiert und eine besondere Kirche für die Gemeinde erbauen helfen, welche der heiligen Katharina geweiht war.“

In späterer Zeit wird berichtet, dass die alte Kirche 400 bis 500 Jahre bestanden haben soll. Im Jahre 1243 wird ein Schloßcappelan, 1261 ein Pleban (Pfarrer) und 1264 der Zeuge Dominus Rudengerus, Plebanus de Ziegenhain (Pfarrer in Ziegenhain) urkundlich erwähnt. Es ist also anzunehmen, dass der Bau der Kirche mit der Stadtgründung Ziegenhains zusammenfällt. Es soll sich um eine Bogenkirche mit Kreuzgewölben gehandelt haben.


Nach einer späteren Vergrößerung der Kirche befanden sich in ihr neben dem Herren- oder Fronaltar, welcher als Hochaltar im Chore stand, noch wenigstens drei Seitenaltäre, von denen einer allen Aposteln, der zweite dem heiligen Georg, und der dritte dem heiligen Sebastian, welchem eine besondere Bruderschaft ihren Dienst widmete, ausdrücklich geweiht waren.


Von dieser alten Kirche sind heute noch wenige Reste zu sehen. An der Ostseite der heutigen Kirche im Renthof ist ein Rundbogentürgewand, und an der Südseite, zum Paradeplatz hin, sind drei Gewölbeschlusssteine (Christuskopf, Opferlamm und sechsstrahliger Stern) eingemauert. Im Innenhof des „Steinernen Hauses“ (Museum der Schwalm) befindet sich eine Säule, bei der es sich um eine Säule der alten Kirche handeln soll. Ein weiterer Säulenfuß wurde vor zwei Jahren bei Arbeiten im Renthof gefunden. Innerhalb der Kirche, an der Nordseite, links vom Altar ist ein künstlerisch gestalteter Sandstein der alten Kirche, denn er zeigt zweimal den sechsstrahligen Stern, das Wappen der Grafen von Ziegenhain.

Um die Kirche herum befand sich der Friedhof. In der Mauer zwischen Kirche und Renthof ist ein Scheibenkreuzgrabstein eingemauert, der aus der Zeit zwischen 1150 und 1250 stammt. Innerhalb der Kirche, in der Nordwestecke, sind zwei Grabsteine aufgestellt, die von dem alten Friedhof stammen. Der ältere und künstlerisch wertvollere Stein ist aus dem Jahre 1529. Auf dem umlaufenden Rahmenstreifen ist zu lesen: „Ist gestorben der gestreng und ervest her Balthasar Weydol … Amtmann zu Giessen“. Neben der Jahreszahl 1529 ist das Meisterzeichen des Bildhauers „PS“ (Philipp Soldan) zu sehen.

Es handelt sich also um den Grabstein des Balthasar von Weitholdshausen, der auch Schrautenbach genannt wurde. Er war landgräflich hessischer Rat, hatte als Befehlshaber am Bauernkrieg teilgenommen und starb auf einer Reise von Kassel zum Reichstag nach Nürnberg plötzlich am 20. Mai 1529 in Ziegenhain. Der zweite Stein ist der Grabstein der Anna Badungen. Beide Grabsteine waren beim Bau der neuen Kirche als Bodenplatten verarbeitet worden und wurden bei der Renovierung 1926 wieder entdeckt und aufgestellt.

Während des Dreißigjährigen Krieges war die alte Kirche baufällig und für die Einwohnerzahl Ziegenhains zu klein geworden. Nach dem Abbruch der alten Kirche, wurde in den Jahren 1665 bis 1667 die neue Garnisons- und Stadtkirche errichtet. Es ist eine Saalkirche mit Barockportal ohne besonderen Glockenturm.

Der Festungskommandant Jakob von Hoff förderte den Bau und die Ziegenhainer Bürgerschaft trug dazu bei. Über den Bau der Kirche berichtet die Inschriftentafel über dem Haupteingang:

„Heilig dem dreieinigen, allmächtigen, barmherzigen Gotte. Diese Kirche, ein außerordentliches Denkmal der Gottesfurcht, wurde unter der Regierung und im Auftrage Wilhelms VI., des durchlauchtigsten Landgrafen von Hessen entworfen. Nach seinem frühzeitigen Tode legte dessen ehrwürdige Gattin Hedwig Sophie, eine kurfürstlich-brandburgische Prinzessin, als Vormünderin und Regentin, des Vaterlandes gütige Mutter, den Grund, um den Bau zu errichten und zu vollenden. Ihr Sohn, der durchlauchtigste Wilhelm VII., legte den ersten Stein im Jahre 1665 der christlichen Zeitrechnung.“

Die Einweihung der Kirche fand am 30. August 1667 durch Superintendent Stöckenius von Kassel statt, wobei zugleich die Amtseinführung der beiden Pfarrer Braun und Diemann erfolgte. Der erste geistliche Akt, der in der neu eingeweihten Kirche und zwar am Tage der Einweihung vollzogen wurde, war die Taufe eines Soldatenkindes. Die Landgräfin, die bei der Einweihung zugegen war, übernahm die Patenstelle und legte dem Täufling ihre Namen bei.

Zu Ehren des Landgrafen und der Landgräfin befinden sich in der Kirche über der Kanzel die Wappentafeln des hessischen Landgrafenhauses und des Hauses  Braunschweig-Brandenburg.

Das darunter befindliche Schriftband:

„W VI LzH FzH : S S G A C S D Mz B“

Erinnert ebenfalls an Landgraf Wilhelm VI und die Landgräfin Hedwig Sophie, Markgräfin zu Brandenburg.

Während des Siebenjährigen Krieges wurde die Kirche bei der Beschießung der Stadt im März 1761 stark beschädigt.

Die Wiederinstandsetzung der Kirche erfolgte in den Jahren 1769 bis 1771, wobei auch eine Orgel von Meister Johann Andreas Heinemann eingebaut wurde. Sicher hat der damalige Kommandant der Festung. GenMajor Johann Heinrich von Gohr, der viel für den Wiederaufbau der Festung getan hat, auch die Renovierung der Kirche unterstützt, so daß deshalb sein Grabstein in der Kirche unter dem südlichen Treppenaufgang angebracht wurde.

Die besondere Sitzordnung in der Kirche die bis zur Renovierung 1847, nach Auflösung der Garnison, streng eingehalten wurde, verdeutlicht die Funktion als Garnisonskirche. Der Altar stand an der gleichen Stelle wie heute, während die Kanzel rechts vom Haupteingang war. Da wo heute die Kanzel ist, war zu ebener Erde der Stand für die öffentliche Behörden. Links von diesem Stand waren die Plätze für die Frauen der Beamten reserviert. Rechts in der Südostecke führte eine Treppe zur Offizierstribüne, die vom Gouverneursflügel des Schlosses über eine Gallerie unmittelbar zugänglich war. Die übrigen Frauen der Gemeinde saßen in der Mitte des Erdgeschosses, während die Männer ihren Platz rechts und links auf der Orgeltribüne hatten. Zwei weitere Emporen waren für die Soldaten der Garnison bestimmt.

Am 1. September 1867 fand die zweihundertjährige „Jubelfeier“ der Kirche statt, die feierlich begangen wurde. Hierbei kam das Bedauern zum Ausdruck, dass die Kirche keinen besonderen steinernen Glockenturm hatte, und der Erlös aus einer aus Anlass der Feier herausgegebenen Denkschrift sollte „zur Anschaffung der neuen Glocken im neuen Kirchturme zu Ziegenhain bestimmt sein“. Der Glockenturm ist jedoch heute noch nicht gebaut. Erst bei der Renovierung 1926-27 erhielt die Kirche, die bis dahin nur ein kleines Glockentürmchen hatte, den größeren Turm als Dachreiter und zwei neue Glocken wurden angeschafft und geweiht. Die Inschrift der größeren Glocke lautet:

„Lass uns im Glauben, Herr, stets sein, so fest und treu wie Ziegenhain.“

Die beiden neben den Treppenaufgängen angebrachten Gusseisenplatten von 1626 und 1638 erinnern an den Rentmeister Feig und seine Hausfrau Kunigunde Stöver. Das Ehepaar hatte zugunsten der Armen der Stadt ein Legat hinterlassen und die beiden Platten waren damit nicht nur ein Denkmal der Verstorbenen sondern Denkmal der historischen Stiftung. Sicher hat man deshalb die Platten auch beim Neubau der Kirche wieder an den Wänden angebracht.

(Heinz Reuter  Ziegenhain, Geschichte der Stadt 782 – 1973)


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